Schaffhauser Nachrichten: «Konfettifest in bunten Kostümen»

13. Februar 2023

Schaurige Masken ziehen, begleitet von Blasmusik und Trommeln, schallend durch die Altstadt: Nach zwei Jahren...

Ein reichhaltiges geistiges Menü gab es in der Zwingli-Kirche zum Thema Reformation.

von Alfred Wüger

SchaffhausenNur gerade 70 Personen fanden am Donnerstag den Weg in die Zwingli-Kirche zum Anlass unter dem Titel «Reformation – Erneuerung in Kirche und Gesellschaft damals und heute». Ein thematisch wahrhaft weites Feld tat sich da auf, und es wurde von hochkarätigen Referenten beackert.

Den Anfang machte Erich Bryner, emeritierter Theologieprofessor und Experte für Schaffhauser Reformationsgeschichte. Er gab einen profunden Abriss der damaligen Situation am Beispiel des Schaffhauser Reformators Sebastian Hofmeister und machte deutlich, dass sich in Schaffhausen die Reformation aufgrund der exponierten politischen Lage – auf drei Seiten umgeben vom nicht reformatorischen Habsburgerreich – nur langsam durchsetzte und schliesslich durch einen Stadtratsbeschluss, einen reinen politischen Entscheid, eingeführt wurde. Dadurch wurde Schaffhausen mit Basel, Zürich und Bern zur führenden Reformationsstadt.

Die in den USA aufgewachsene gebürtige Schottin und heutige Pfarrerin von Dübendorf, Catherine McMillan, ortete in ihrem Referat in der heutigen reformierten Schweizer Kirche zwinglischer Prägung eine gewisse Kälte, eine Steifheit und eine Unwillkommenskultur. Auch habe sie das Gefühl, dass es so etwas wie Angst vor der Bibel gebe. Folglich plädierte sie dafür, das «Sola Gratia», das Leben aus der Gnade Gottes, wieder zu wagen und neu zu entdecken. McMillan erinnerte daran, dass Ulrich Zwingli stets die Schwachen, die Mühseligen und die Beladenen im Auge gehabt habe. Die Diakonie, der Einsatz für andere, sei, so McMillan, für viele Anlass, sich Glaubensfragen zu öffnen. Was sie störe, so die Pfarrerin, sei aber die «Bekenntnisfreiheit» der schweizerischen Kirchen, denn: «Die reformierte Kirche ist eine bekennende Kirche.» Heute indes sei die Mehrheit der Kirchenmitglieder verstummt. Es gelte, die Sprache wieder zu finden.


Was ist «reformatorischer Geist»?

Was reformiertes Leben im Klartext bedeutet, brachte im Rahmen der an die Referate anschliessenden Podiumsdiskussion der Pfarrer von Stein am Rhein, Kirchenratspräsident Frieder Tramer, so auf den Punkt: «Reformatorisch leben heisst am Rand leben.» Einig waren sich alle auf dem Podium – Stadtrat Raphaël Rohner, Erich Bryner, Catherine McMillan, die Theologiestudentin Michèle Wiehler und Frieder Tramer –, die unter der Leitung von Bettina Hoffmann diskutierten, darin: «Was wir glauben, hat eine Auswirkung auf die Gesellschaft.» Stadtrat Rohner äusserte sich pointiert: «In der Reformation liegt der Wendepunkt zur modernen Gesellschaft. Und die Reformation hat einen neuen Typus des Christen erzeugt.»

Viel war an diesem Abend die Rede vom «reformatorischen Geist», und es war Erich Bryner vorbehalten, darauf hinzuweisen, dass ja gerade auch in extremen Strömungen wie etwa bei den Wiedertäufern der reformatorische Geist geweht habe, radikaler noch als der, der schliesslich zum Mainstream wurde.

Die Moderatorin wollte wissen, was heute allenfalls dem «reformatorischen Geist» entgegenstehe, ihn vielleicht gar verhindere, und Catherine McMillan meinte: «Wir strengen uns zu wenig an.» Sie wandte sich gegen eine wachsende Beliebigkeit und ein «Verdampfen» der Inhalte und bemängelte das Abbrechen der Glaubenstradition.

Deutlich wurde, dass die Situation heute vergleichbar ist mit der Zeit damals, als die Reformation die Welt veränderte. Rückbesinnung tut not. Auch damals hatte sich die Glaubenswirklichkeit weit von den Ursprüngen entfernt gehabt, sodass Humanisten wie Erasmus von Rotterdam fordern mussten: «Zurück zu den Quellen.»

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