Schaffhauser Nachrichten: «Konfettifest in bunten Kostümen»

13. Februar 2023

Schaurige Masken ziehen, begleitet von Blasmusik und Trommeln, schallend durch die Altstadt: Nach zwei Jahren...

Der Schüler, der monatelang für Angst und Unruhe am Bachschulhaus gesorgt hat, wird nicht mehr dorthin zurückkehren. Dies sagen die Verantwortlichen. Zum Fall gibt es neue Einzelheiten.

von Zeno Geisseler

Schüler, Lehrer und Eltern waren monatelang in Angst und Sorge wegen eines 17-jährigen Schülers am Bachschulhaus in der Stadt Schaffhausen. Zum Fall, der durch einen Vorstoss letzte Woche öffentlich wurde (siehe Kasten rechts), hatten sich die Verantwortlichen bisher nur kurz geäussert. Gestern aber nahmen Schulreferent Raphaël Rohner, Schulpräsidentin ­Ka­trin Huber und der für das Bachschulhaus zuständige Schulrat Ernst Sulzberger vor den Medien Stellung.

«Die Sicherheit von Schülern und Lehrpersonen hat oberste Priorität», sagte Stadtrat Rohner, «wir nehmen die Situation ernst. Es ist wichtig, in so einem Fall ein Zeichen zu setzen, und der Stadtschulrat hat ein Zeichen gesetzt.» Schulpräsidentin Huber sagte, dass es sich um einen Einzelfall an einer einzigen Schule handle. Weder die Schulvorsteher noch die Schulräte hätten Kenntnis von Problemen an anderen Schulen in der Stadt. Und: «Disziplinarische Probleme gab es schon immer und wird es immer geben.»


«Situation allenfalls unterschätzt»
Huber sagte, dass sie im Dezember erstmals über Drohungen informiert worden sei. «Im Rückblick wurde die Situation damals allenfalls unterschätzt. Im Rückblick ist man immer gescheiter.»

Stadtschulrat Sulzberger, der seit Januar im Amt ist, hatte am 17. Januar seinen Antrittsbesuch im Bachschulhaus. «Damals sagte mir der Vorsteher, dass er ein paar Minuten über einen Schüler sprechen möchte.» Daraus sei dann ein sehr langes Gespräch entstanden. «Mir wurde klar, dass wir handeln müssen», sagte Sulzberger. Dies nicht zuletzt deswegen, weil bei dem 17-jährigen Muslim aus Mazedonien eine mögliche Radikalisierung festgestellt worden sei. Nach den Herbst­ferien hätten die Lehrkräfte eine Veränderung des Charakters festgestellt. Und der Schüler habe während des Unterrichts auf einem Schul-PC die Website des Islamischen Zentralrats besucht. Es sei allerdings nicht klar, ob er die Website bloss besucht habe, um die Lehrerin zu provozieren.

Danach habe es ­Gerüchte über ein Messer gegeben, und es sei zu Übergriffen gekommen: «Er hat Mädchen bespuckt und geschlagen.» Nach «derzeitigem Kenntnisstand» habe der junge Mann aber «kein Problem mit Frauen», sagte Sulzberger. Er erzählte weiter, dass der 17-Jährige im Sport auch Buben geschlagen habe. Bei den Lehrern habe Angst geherrscht. Sulzberger habe am 25. Januar den Stadtschulrat informiert und dann mit der Polizei Verbindung aufgenommen. Ein Gespräch mit den Eltern und dem 17-Jährigen habe am 26. Januar unter Polizeischutz stattgefunden. «Das war in einem sehr entspannten Rahmen», sagte Sulzberger, «die Polizei wäre nicht nötig gewesen.» Dieses Gespräch sei nicht in der Schule selbst erfolgt, sondern in einem Sitzungszimmer der Schulbehörde. Noch an dieser Sitzung sei dem Schüler die Suspendierung bis zu den Sportferien eröffnet worden, zudem sei ihm verboten worden, das Schulareal zu betreten. Später sei beschlossen worden, die Suspendierung bis zwei Wochen nach den Sportferien aufrechtzuer­­­hal- ten. Für den Unterrichtsstoff sei ein Hol- und Bringsystem eingerichtet worden.

Am Abend des 17. Fe­bruar erhielt Sulzberger dann einen Hinweis. Ein Schüler habe gesehen, wie der 17-Jährige ihm ein Messer gezeigt habe. Dabei habe es sich um ein Rüstmesser gehandelt. Dieser Hinweis sei an die Polizei weitergeleitet worden. Schulpräsidentin Huber ergänzte, Lehrpersonen seien nie direkt mit einem Messer bedroht worden. Und: Der Junge sei «weder ein Monster noch ein Schwerverbrecher», und man könne ihn auch nicht aus Schaffhausen verbannen. An die Schule am Bach zurückkehren werde er aber mit Sicherheit nicht, für ihn werde eine andere Lösung gesucht (mehr dazu im Kasten rechts).


Gebete im Gang

Angesprochen wurde an der Medienkonferenz auch die Frage, ob es Gebetsräume an der Schule gebe. Dies hatte Zehnder in seinem Vorstoss erwähnt. Huber sagte dazu, dem Schüler sei in seinen beiden ersten Sek-Jahren lediglich zugestanden worden, in den Pausen in Ruhe zu beten, etwa im Treppenhaus oder Gang. Einen eigentlichen Gebetsraum aber gebe es nicht. «Die Schule ist religiös und politisch ein neutraler Ort», sagte Huber.

Der Stadtschulrat hat gestern einen Schüler- und Elternbrief im Bachschulhaus verteilt. Darin steht, dass in allen städtischen Schulen «Nulltoleranz in Bezug auf Gewalt, Drohungen und Mobbing» gelte.


Was bisher geschah Gewalt und Drohungen am Bachschulhaus

Am 14. Februar reicht SVP-Grossstadtrat Edgar Zehnder eine Interpellation ein. Er verlangt vom Stadtrat Auskunft zu «schwerwiegenden Sicherheitsproblemen an den Schaffhauser Schulen». Er sprach von «Todesangst im Dienst», Lehrer seien mit Messern bedroht worden, Mädchen würden ­betatscht und ihnen würde ins Gesicht gespuckt. Zudem habe es Eltern­gespräche unter Polizeischutz gegeben.

Am 15. Februar bestätigt der zuständige Stadtrat Raphaël Rohner, dass es massive Probleme gegeben habe, und zwar mit einem Schüler am Bachschulhaus. Es sei zu einem Elterngespräch unter Polizeischutz gekommen, der Schüler sei suspendiert worden. «Ein solches Verhalten ist nicht tolerierbar. Die Sicherheit der Schüler und der Lehrer hat oberste Priorität», sagte Rohner damals.

Am 17. Februar schreibt die Alternative Liste, Edgar Zehnder gehe es mit seinem Vorstoss «um fremdenfeindliche Stimmungsmache mit völlig unverhältnismässiger Dramatisierung zur eigenen politischen Profilierung».

Am 22. Februar berichtete ein Schulkind in den SN, was es erlebt hat. Besonders mit weiblichen Personen, egal, ob Schülerinnen oder Lehrerinnen, habe der Schüler Mühe gehabt. «Er hat in der Stadt Mädchen bespuckt. Und zu einer Lehrerin sagte er, sie solle verschwinden.» Alle im Schulhaus seien wegen des Schülers angespannt gewesen.

Am 24. Februar nehmen die Verantwortlichen Stellung zum Fall. Beim jungen Mann handle es sich um einen Mazedonier mit möglichen Radikalisierungstendenzen. Er habe massive Angst unter Lehrern und Schülern verbreitet, die Polizei sei eingeschaltet worden, Anzeigen liefen. Der Schüler wurde von der Schule suspendiert und erhielt ein Arealverbot. Es handle sich aber um einen Einzelfall.

Gemäss Stadtschulrat wird der Schüler nicht mehr ins Bachschulhaus zurückkehren. Geprüft wird ein Time-out etwa in einer Sonderklasse und ­danach allenfalls eine Rückkehr in die Regelklasse. Seine Schulpflicht dauert noch bis zu den Sommerferien.

 

sn 20170225

«Es handelt sich um einen Einzelfall»: Stadtrat Raphaël Rohner, Schulpräsidentin Katrin Huber und Stadtschulrat Ernst Sulzberger (v. l.) gestern an der Medienkonferenz zum Bachschulhaus. Bild: Selwyn Hoffmann

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