Schaffhauser Nachrichten: «Konfettifest in bunten Kostümen»

13. Februar 2023

Schaurige Masken ziehen, begleitet von Blasmusik und Trommeln, schallend durch die Altstadt: Nach zwei Jahren...

Die Reformation sei für die Schaffhauser eher politisches Kalkül als Liebe auf den ­ersten Blick gewesen, sagt Staatsarchivar Roland E. Hofer.

von Martin Edlin

Das landauf, landab gefeierte Reformationsjubiläum bezieht sich im Kern auf die 95 Thesen, die Martin Luther am 31. Oktober 1517 eigenhändig an den Haupteingang der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben soll. Auch wenn damit sicher der berühmte, Kreise in alle Welt ziehende Stein ins Wasser geworfen wurde: Die Saat des neuen Glaubens ging nicht über Nacht auf, und obrigkeitliche Entscheide, sich von der römisch-katholischen Kirche loszusagen, erwuchsen manchenorts aus ebenso realpolitischen wie theologischen Überlegungen. Zum Beispiel in Schaffhausen, wo der Kleine und der Grosse Rat im September 1529 die Einführung der Reformation beschlossen.

Blickt der Historiker (und nicht der Theologe) auf jene Zeit zurück und zeichnet den «schwierigen Weg zur Reformation in Schaffhausen» nach – das tat Staatsarchivar Roland E. Hofer in einem öffentlichen Vortrag am Mittwochabend in der sehr gut besetzten Rathauslaube –, so vermisst man zwar vielleicht die Darstellung der inhalt­lichen Auseinandersetzung um die ­reformatorischen Glaubensanliegen. Aber der Fokus auf die «Rahmenbedingungen», unter denen Schaffhausen reformiert wurde, widerspiegelt doch ein spannendes Stück Geschichte und zeigt die damalige enge Verflechtung oder gar Symbiose von Politik und Religion auf. Umso eindrücklicher lässt sich heute, 500 Jahre später, die gesellschaftliche und religiöse Entwicklung bemessen – neues Verhältnis von Glaube und Individuum, Glaubensfreiheit, Trennung von Staat und Kirche –, wie Stadtrat Raphaël Rohner in seiner Einführung zum Vortrag von Roland E. Hofer aufzeigte. Und Kirchenrat Pfarrer Matthias Eichrodt, der den Abend abschloss, versuchte sogar Parallelen zu ziehen: «Wenn dem Beschluss der Behörden, Schaffhausen als reformiert zu erklären, vorausging, dass der eine dies und der andere das glaubte, so gilt das ja ebenso heute, wenn auch nicht mehr entlang der konfessionellen Grenzen.»

«Es herrschten um 1500 unruhige Zeiten, auch bei uns», begann Roland E. Hofer seinen konzisen Streifzug durch die entscheidenden Jahre, deren Turbulenzen durch den Rebleute- und den Fischeraufstand sowie die Bauernunruhen markiert sind. Erste Anzeichen des reformatorischen Disputs kontrastierten mit öffentlichen und privaten Investitionen in den Ausbau ­bestehender Kirchengebäude (etwa St. Johann) und in den katholischen Ritus. Die Bezeichnung der Sakramente als «Teufelszeug» reichte, um den hiesigen Reformator Sebastian Hofmeister aus der Stadt zu jagen.

Schaffhausen war gespalten, die Reformation ohne Reformator, und die beiden Bürgermeister, der reformationswillige Hans Peyer und der dem alten Glauben zugeneigte Hans Ziegler, führten Lager an, deren Kampf gegeneinander lange unentschieden stand. Der Entscheid zugunsten der Reformation entsprang schliesslich der geo­politischen Lage: Das reformiert gewordene Zürich machte Druck, Bern und Basel waren zum neuen Glauben konvertiert, und Schaffhausen hatte wohl keine Alternative, als Zürich ­(immerhin das geografische Bollwerk gegen die katholischen Stände der ­Innerschweiz) zu folgen, und zwar «mit Mehrheitsbeschluss der Räte und nicht primär aus religiösen Motiven, pragmatisch und schrittweise, ohne reformatorischen Überschwang, den Primat auf die Realpolitik setzend» (so Hofer). Oder, im Fazit des sich minutiös auf die Quellen berufenden Staatsarchivars: «Es war ein zögerndes Ja nach einem langen Nein.»

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