Schaffhauser Nachrichten: «Konfettifest in bunten Kostümen»

13. Februar 2023

Schaurige Masken ziehen, begleitet von Blasmusik und Trommeln, schallend durch die Altstadt: Nach zwei Jahren...

Eine Debatte um die städtischen Kultursubventionen ist im Rahmen der Erarbeitung einer städtischen Kulturstrategie hinter den Kulissen entbrannt.

von Mark Liebenberg

«Die ungleiche Verteilung der Kulturgelder hat sich verstärkt. Das bereits kleine Kuchenstück für die Kammgarn, aber auch generell für die gesamte nicht staatliche Kulturszene, ist kleiner geworden. Für uns stellt sich die Frage, ob dieser Trend ungebrochen weitergehen soll, ob er gar gewollt ist und – falls nicht – wie er gebremst oder gebrochen werden könnte.» Dieses Fazit steht am Ende einer Analyse, welche das Schaffhauser Kulturbündnis im vergan­genen Februar erstellt hat. Das zehnsei­- tige Dokument mit dem Titel «Verteilung der Stadtschaffhauser Kultursubventionen» untersucht, welche Kulturinstitutionen in der Stadt mit wie vielen Mitteln subven­tioniert werden.


Erhöhung kam nicht allen zugute

Die Untersuchung kommt zu zwei zen­tralen Erkenntnissen. Das Kulturzentrum Kammgarn, bestehend aus Kultur in der Kammgarn (KiK), dem Musikclub TapTab und der Vebikus Kunsthalle, erhielt im Jahr 2016 lediglich 1,5 Prozent der städtischen Kulturgelder, «obwohl das Kulturzentrum die klar besucherstärkste Kulturinstitution ist», wie es heisst. Demgegenüber erhalten das Museum zu Allerheiligen mit 3,19 Millionen Franken und das Stadttheater mit 818 500 Franken den Löwenanteil der städtischen Kultursubventionen.

Zweitens zeigt das Dokument, dass diese «ungleiche Verteilung» nichts Neues ist. Im Gegenteil: Seit dem Jahr 2005 wurde der Kulturetat der Stadt um rund 1,2 Millionen Franken erhöht. Diese Erhöhung kam vor allem dem Museum (plus 1 Millionen Franken in dieser Zeitspanne), im bescheideneren Umfang dem Stadttheater (plus 124 000 Franken) und dem Kulturdienst zugute. Das entspreche beim Museum einem jährlichen Nettowachstum von 3,7 Prozent der Subventionen und von 2,3 Prozent beim Stadttheater – während die Subventionen für die Kultur in der Kammgarn sogar um 0,2 Prozent jährlich gesunken seien. Die Stadt habe die Erhöhung der Kulturförderung für die nicht staatlichen Kulturangebote praktisch ausschliesslich der Kulturförderung des Kantons überlassen.

Was man nun mit diesem Befund anfängt und wie dieser «Trend gebrochen werden kann» – darüber hätten die SN gerne mit dem Kulturbündnis und den Verantwortlichen der Kammgarn gesprochen. Doch diese geben sich zugeknöpft. «Die Zahlen liegen auf dem Tisch und sprechen für sich, mehr gibt es dazu nicht zu sagen», teilt Lukas Baumann vom Vorstand des Kulturbündnisses mit. Mit Rücksicht auf die Verhandlungen zwischen der Stadt und diversen Kulturträgern über die Erneuerung von Leistungsvereinbarungen (LV) wolle man derzeit keine Stellungnahmen abgeben.

«Die Beiträge sind seit Jahren nicht erhöht worden – trotz steigender Kosten.»

Katharina Furrer, Leiterin Schauwerk-Theater

Auch bei den KiK-Verantwortlichen herrscht Funkstille. Bis Ende Jahr müssen die LV von KiK, TapTab, Haberhaus und dem Tanztheater Kumpane erneuert werden. Offenbar laufen aktuell die genannten Neuverhandlungen, oder sie stehen unmittelbar bevor. Gerne hätten die SN erfahren, ob die Kammgarn-Verantwortlichen nun mehr Geld von der Stadt fordern. Heute bekommt KiK von der Stadt 70 000 Franken jährlich.

Gesprächiger ist da die Theaterfrau Katharina Furrer. «Betroffen ist ja nicht nur die Kammgarn», sagt sie. Die Kulturvereine, die sie überblicke (Schauwerk-Theater, Momoll-Jugendtheater und Schaffhauser Sommertheater), stünden alle vor dem gleichen Problem: «Die Beiträge der Stadt sind im Gegensatz zu jenen des Kantons in den letzten Jahren nie erhöht worden.» Und dies bei steigenden Kosten, sei es für Gebühren, Werbung oder andere Ausgaben. Ein Patentrezept, wie sich die Kleinen wehren sollen, sieht Furrer nicht. «Es ist tatsächlich heute ein wenig so, dass jeder Kulturtreibende in Verhandlungen seinen Weg gehen muss.»

Gesprächiger ist auch der Partner auf der anderen Seite des Verhandlungstisches: Der städtische Kulturreferent Raphaël Rohner sagt, der Inhalt der Kulturbündnisuntersuchung sei ihm bekannt. Und: «Ja, die Leistungsvereinbarungen mit KiK und dem TapTab werden zurzeit überprüft und neu verhandelt, mehr kann ich daher dazu noch nicht sagen.» Überprüft werde, welche Leistungen die Kulturträger erbringen und welche Beiträge von der Stadt dafür entrichtet werden, wie bei jeder LV-Erneuerung, so Rohner. «Das müsste tatsächlich angemessen sein.» Er sei sich bewusst, dass teilweise in der Wahrnehmung der Bevölkerung ein Graben auftue zwischen den grossen Institu­tionen Museum, Stadttheater und Bibliotheken einerseits und den übrigen Kulturbetrieben andererseits. «Ich anerkenne, dass vereinzelte Institutionen auf dünnem finanziellem Eis operieren – da sehe ich klar Handlungsbedarf.»


Alternative gegen etablierte Kultur?

Unterschiedliche Sparten seien aber auch auf unterschiedliche Subventionen und Förderung angewiesen: Besucherzahlen seien nicht die einzige Kenngrösse, sagt Rohner. «Man kann nicht Gleiches mit Ungleichem vergleichen.» Mithin entscheide in letzter Konsequenz nicht die Stadtregierung allein über die Höhe der Kultursubventionen, sondern letztlich das Parlament mit dem Jahresbudget.

«Ich möchte aber davor warnen, die sogenannte alternative gegen die etablierte Kultur auszuspielen», mahnt der Kulturreferent. «Das Kulturangebot Schaffhausens ist spartenübergreifend attraktiv und vielfältig, und wir sollten es als Qualität in seiner Gesamtheit erkennen.» Deutliche Fortschritte diesbezüglich stelle er gerade im aktuell laufenden Begleitprozess zur Erarbeitung einer neuen Kulturstrategie fest. «Man hört sich zu. Das ist eine gute Ausgangslage.»

Der Fortgang der Gespräche zwischen der Stadt und der Kulturträger wird es weisen, ob das Ringen um die Geldverteilung künftig konfrontativer ablaufen wird. Zur Debatte stehen grössere Kuchenstücke oder gar eine Vergrösserung des Kuchens selbst. Zumindest eines ist klar: Das Wachstum der Ausgaben fürs Stadttheater (eine Bühnentechnikerstelle mehr, laut Stadt unter anderem wegen gestiegener Anforderungen) aber vor allem fürs Museum wird nicht so schnell zurückgehen. Im Museum zu Allerheiligen muss in die Erneuerung der naturkundlichen Abteilung investiert werden. Und auch der Betrieb der neuen Ausstellungsfläche in der Kammgarn West wird dereinst jährliche Mehrkosten von rund 150 000 Franken verursachen.

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