Das älteste Primarschulhaus der Stadt Schaffhausen erhält nicht nur eine neue Turnhalle, sondern auch einen Betreuungspavillon. Dank der Modernisierung soll die Schulanlage zu einem Treffpunkt für alle werden.
von Regula Lienin
Das Siegerprojekt aus dem Architekturwettbewerb für den Erweiterungsbau der Schulanlage Steig heisst wie ein Pasta-Gericht: «cinque pi». Und wie dieses besteht es aus fünf Zutaten – oder passenden Bausteinen und Gebäuden. An der gestrigen Präsentation im Westflügel der Kammgarn stellten es Baureferentin Katrin Bernath (GLP), Bildungsreferent Raphaël Rohner (FDP), Karin Brand und Thomas Hess vom städtischen Hochbauamt sowie Anna Jessen, Vorsitzende der Wettbewerbsjury, näher vor. Die bestehende Turnhalle erfüllt die Anforderungen an einen zeitgemässen Turn- und Sportunterricht nicht mehr. «Das war schon vor 25 Jahren ein Thema, als ich noch dort unterrichtete», sagte Bernath am Montag.
Man hat also lange zugewartet mit einer Modernisierung. Inzwischen sind neue Bedürfnisse hinzugekommen: Es braucht zusätzliche Räume für die Schule und die Betreuung. Aktuell werden an der Schule 190 Schülerinnen und Schüler von 32 Lehrpersonen unterrichtet. Die geplante Erweiterung ist Gegenstand des Gesamtentwicklungskonzepts der Schule Schaffhausen, das kürzlich vorgestellt wurde.
«Das Siegerprojekt legt einen Entwurf vor, der nicht auf der Hand lag.»
Anna Jessen, Präsidentin Wettbewerbsjury
Aktuell zählt die städtische Schule laut Rohner 3500 Schüler, 2034 sollen es 4200 sein. Ein kleiner Teil dieses erwarteten Zuwachses wird im Schulhaus Steig abgefedert. Doch die Schulanlage soll auch zu einem Begegnungsort im Quartier werden. Diesen Wunsch äusserte Rohner, der vom Entwurf angetan war. «Das Projekt hat für mich den Charme eines Campus’», sagte er.
Pavillon für Betreuungsangebot
Das Siegerprojekt der Soppelsa Architekten aus Zürich weist nach Süden eine durchlässige Bebauung auf. Der kompakte Neubau mit Turnhalle und zwei Geschossen liegt an der Stokarbergstrasse. Von dort erstreckt sich der Bau auf das Areal. Die alte Sternwarte bleibt als freies Objekt bestehen. Die Turnhalle erfährt einen Rückbau in ihren historischen Zustand und schafft so Platz für einen niedrigen Pavillon mit Tagesstruktur und Bibliothek. Die Projektaufgabe sei sehr anspruchsvoll gewesen, sagte Architekt Nino Soppelsa an der Präsentation. Nicht zuletzt wegen der Lage des Schulhauses: Die älteste Primarschule der Stadt Schaffhausen liegt «mitten in einem historisch bedeutsamen Quartier mit grossen Freiräumen», wie es im Bericht des Preisgerichts heisst. «Wir haben lange an einer Lösung herumstudiert», so Soppelsa. Dabei konnte der Zürcher auf bereits gemachte Erfahrungen im Schulhausbau zurückgreifen.
Aus einem vorgelagerten Präqualifikationsverfahren mit 57 Bewerbungen wurden 12 ausgewählt, darunter eine aus Schaffhausen. Der SIA- konforme Wettbewerb erfolgte anonym. Nach mehreren Bewertungsrunden wählte das Preisgericht schliesslich das vorliegende Siegerprojekt. Anna Jessen, Architekturprofessorin aus Basel und Vorsitzende der Wettbewerbsjury, bezeichnete die Anonymität des Wettbewerbs als «unglaublich wichtig». Sie würdigte alle zwölf Projekte, insbesondere aber die ersten drei. Erst durch den ausschliesslich projektbezogenen Vergleich kristallisiere sich die beste Lösung heraus, sagte Jansen. «Das Siegerprojekt legte einen Entwurf vor, der nicht auf der Hand lag.» Wie an der Präsentation mehrfach betont wurde, überzeugte das Siegerprojekt auf der ganzen Linie: Es handle sich um ein pädagogisch, städtebaulich und architektonisch hochwertiges Projekt. Ziel war auch eine möglichst optimale Umsetzung der betrieblichen, energetischen und ökologischen Anforderungen.
Baustart voraussichtlich 2024
Wie viel der Erweiterungsbau kosten wird, steht noch nicht fest. «Es ist zu früh, um über konkrete Zahlen zu sprechen», sagte Katrin Bernath. Eines verriet die Baureferentin aber trotzdem: Das Siegerprojekt bewege sich im Vergleich zu den anderen eher im unteren Bereich.
In einem nächsten Schritt wird nun das Architekturbüro Soppelsa mit der Planung und der Realisierung des Projekts beauftragt. Sobald das Vorprojekt vorliegt, gelangt es an den Grossen Stadtrat. Anschliessend kommt es zusammen mit dem Kreditantrag an die Urne. Der Baustart ist für Anfang 2024 geplant, der Bezug im Jahr 2025.
Die zwölf eingereichten Projektarbeiten sind im 3. Obergeschoss der Kammgarn West ausgestellt: Dienstag, 18., bis Freitag, 21. Mai, jeweils von 11 bis 14 Uhr und von 17 bis 19 Uhr sowie Samstag, 22. Mai, von 10 bis 14 Uhr.
Das Ensemble besteht aus fünf Gebäuden, darunter der neuen Turnhalle (links) und dem Betreuungspavillon. Bild: Soppelsa Architekten