Der vor einem Jahr abgewählte FDP-Regierungsrat soll neuer Präsident des Musik-Collegiums werden.
von Mark Liebenberg
Seine Abwahl aus dem Schaffhauser Regierungsrat am 30. August letzten Jahres war eine bittere Erfahrung für den FDP-Vollblutpolitiker Christian Amsler. Nach dem Abgang aus Amt und Würden auf den Jahresbeginn hin wollte Amsler «Durchatmen, wandern und ein Buch schreiben», wie er damals im Schaffhauser Fernsehen sagte. Ob und welche neuen beruflichen oder ehrenamtlichen Mandate und Herausforderungen er verfolge, liess er damals offen.
Doch jetzt ist Christian Amsler zurück, und zwar offenbar sowohl beruflich als auch auf dem Schaffhauser gesellschaftlichen Parkett. Auf Anfrage will Amsler ein neues berufliches Engagement weder bestätigen noch dementieren. Er schreibt, dazu wolle er nichts sagen. «Weil das in Schaffhausen nicht von allgemeinem Interesse sein soll. Fakt ist, dass mich die Schaffhauserinnen und Schaffhauser für mich schmerzlich aus meinem mir lieben Regierungsratsamt abberufen haben und nun auch nicht zu wissen brauchen, was ich aktuell und neu beruflich mache. Ich bin keine öffentliche Person mehr.»
Sehr wohl als öffentliche Person tritt Amsler indes in einem neuen gesellschaftlichen Engagement in Erscheinung: Er lässt sich vom Musik-Collegium Schaffhausen (MCS) als neuer Präsident aufstellen. Das geht aus den diese Woche verschickten Einladungen zur Mitgliederversammlung am 19. August hervor. Das als Verein organisierte MCS blickt auf eine jahrzehntelange Tradition als Konzertveranstalter klassischer Konzerte in der Munotstadt zurück.
Ruhegehalt wird nun gekürzt
Auch wenn sich Amsler über seine neue berufliche Tätigkeit in Schweigen hüllt: Ein Verdienst hat Einfluss auf das Ruhegehalt, auf das er als abgewählter Regierungsrat Anspruch hat. Es beträgt für Amslers elf Amtsjahre rund 106 000 Franken jährlich, bis er das 60. Lebenjahr erreicht, also 2023. Danach wird es durch die reguläre Altersrente abgelöst. Gekürzt wird das Ruhegehalt bei einer neuen beruflichen Tätigkeit, sodass die Summe des neuen Lohns und des Ruhegehalts nicht 90 Prozent eines Regierungsratslohns (rund 260 000 Franken im Jahr) übersteigt. Das sei auch in seinem Fall so, bestätigt Amsler. Aber: «Zu zahlenmässigen Details gebe ich keine Auskunft.»
MCS: Rohner macht für Amsler Platz
Bekannt gewesen war Amsler bisher vor allem als passionierter Jazz-Klavierspieler, nun soll er als Nachfolger von FDP-Stadtrat Raphael Rohner das Präsidium des Vereins übernehmen, der unter dem Namen «Schaffhausen Klassik» jeweils über ein Dutzend Konzerte vom grossen Sinfoniekonzert bis zur Kammermusik veranstaltet. Amsler sagt, die klassische Musik habe ihn seit seiner Kindheit begleitet: «Ich bleibe Jazzfan und war schon immer Klassikfan. Es hat gut beides nebeneinander Platz. Und ja, ich gestalte gerne mit und bin nicht nur Konsument.»
Die Veränderungen im MCS-Vorstand gehen einher mit einer beabsichtigten Verjüngung des Vorstands sagt Rohner, der das Präsidium seit dem Abgang von Heini Stamm im Jahr 2017 geführt hatte, welcher das MCS während fast vierzig Jahren geprägt hatte. «Ich freue mich, dass wir als Ersatz für einige langjährige Vorstandsmitglieder gute, motivierte Leute gefunden haben», sagt Rohner. Er selber werde im Vorstand verbleiben.
Verjüngung im Vorstand
Als MCS-Vorstandsmitglieder zurückgetreten sind Mark Amstutz, Eva Koller, Stefan Balduzzi und Caro Stemmler. Neu stellen sich für den Vorstand zur Verfügung: die Obergerichts-Vizepräsidentin Susanne Bollinger, der Musiklehrer Christian Ebersberger und der Leiter der Musikschule Schaffhausen, Harry Klewitz.
Amsler schreibt: «Ich bin motiviert, zusammen mit einem dynamischen Vorstandsteam und einer tollen künstlerischen Leitung auch weiterhin auf dem Platz Schaffhausen ein breites, innovatives Programm im Klassikbereich anbieten zu können, das auch einen generationsübergreifenden Ansatz und eine entsprechende Programmatik aufweist.»
Das bereits aufliegende Programm der Konzertsaison 21/22 will der neue Vorstand noch diesen Monat vorstellen.
